bürgermaxime" leiten, nach welcher auch in den Philosophemen der Denker des sogenannten archaischen
Zeitalters keine andere Denkstruktur anzutreffen sei als in denen unserer eigenen Gegenwart. Dies hieß
vorauszusetzen, "daß in denselben doch etwas Wahres sein müsse und dieses herauszusuchen" sei. In
der Erforschung und entwicklungsgeschichtlichen Rekonstruktion der Kantischen Philosophie sind Ebbing-
haus und Reich, so unwahrscheinlich dies angesichts der bedeutenden Leistungen der Kant-Forschung
des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts auch klingen mag, die ersten gewesen, die ein ihrem Ge-
genstande voll gerecht werdendes Verständnis dieser Philosophie in ihrer Gesamtheit erreicht haben.
Ebbinghaus hatte darüberhinaus die großartige Unbefangenheit, sich in aller Öffentlichkeit von seinem
einstigen Schüler und jetzigen Freunde über die Philosophie auch und gerade Kants belehren zu lassen.
Von den vier selbständigen Monographien zur Kantischen Philosophie, die Reich veröffentlicht hat, ist die
kongeniale Rekonstruktion des Systems der logischen Grundfunktionen und der Nachweis der Vollständig-
keit der Tafel der Urteilsformen (und damit der Kategorien der Transzendentalphilosophie) durch deren Her-
leitung aus dem Prinzip der ursprünglich synthetischen Einheit der Apperzeption die wichtigste. Reich hat
bis zu seinem Tode die Ergänzung dieser der Darstellung und Rechtfertigung des Systems gewidmeten
Schrift durch eine entwicklungsgeschichtliche Aufklärung seiner Entstehung als seine Aufgabe angesehen.
In Kant und die Ethik der Griechen hat Reich den Nachweis eines entscheidenden Einflusses Platons und
des Stoikers Panaitios auf die Entstehung und Ausgestaltung der Kantischen Moralphilosophie geführt. Die
Schrift über Rousseau und Kant handelt von der anfänglichen Gefolgschaft Kants gegenüber Rousseau,
untersucht die Bedeutung des Contrat social für die kritische Philosophie der Sittlichkeit und zeigt die
Gründe für die von Rousseau abweichende Lösung des moralischen Problems des Wertes der Kultur für die
Menschheit beim reifen Kant auf. Die Abhandlung über Kants Einzig möglichen Beweisgrund .... prüft und
verteidigt den Kantischen Anspruch, in der Kritik der reinen Vernunft den Nachweis der Unmöglichkeit einer
jeden "dogmatischen Metaphysik" geliefert zu haben, anhand des Hauptwerkes von Kants vorkritischer
Periode und verweist auf dessen Zugehörigkeit zu der mit Parmenides beginnenden Tradition meta-
physischen Denkens.
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